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Swedish Death Cleaning

  • Carmen Frank
  • 10. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Sept.

Aufräumen für ein leichteres Leben und Hinterlassen


„Swedish Death Cleaning“ klingt im ersten Moment ziemlich düster. Tatsächlich verbirgt sich dahinter jedoch ein befreiendes Konzept aus Schweden, das den Blick auf das eigene Leben, den Besitz und das Loslassen nachhaltig verändern kann. Im Schwedischen gibt es dafür das Wort Döstädning, wörtlich übersetzt „Sterbe-Aufräumen“.

Richtig bekannt wurde es durch die Autorin Margareta Magnusson und ihr Buch The Gentle Art of Swedish Death Cleaning. Sie machte damit ein traditionelles, eher pragmatisches Vorgehen über die Landesgrenzen hinaus populär und gab ihm eine liebevoll-praktische Anleitung für den Alltag..



Großeltern und Enkeltochter sehen sich ein Fotoalbum an.

Bildquelle: WIX


Was steckt dahinter?


Swedish Death Cleaning ist mehr als nur ein weiterer Aufräumtrend. Es beschreibt die bewusste Entscheidung, den eigenen Besitz zu ordnen und zu reduzieren, bevor man selbst nicht mehr dazu in der Lage ist. Im Kern geht es darum, Verantwortung für die Dinge zu übernehmen, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln, und Angehörigen die Last abzunehmen, später unter Zeitdruck über unbekannte Gegenstände entscheiden zu müssen.


Besonders deutlich wird dies am Beispiel von Erinnerungsstücken. Häufig lagern in Wohnungen Fotoalben, die über Jahre hinweg gesammelt, aber nie beschriftet wurden. Für die Besitzerin oder den Besitzer sind die Bilder mit lebendigen Erinnerungen verbunden. Für Hinterbliebene hingegen bleibt oft unklar, wer auf den Fotos zu sehen ist, wann sie aufgenommen wurden oder welche Geschichten dahinterstehen. Aus wertvollen Momentaufnahmen wird so eine Sammlung ohne Kontext, die eher Unsicherheit als Freude auslöst.


Durch ein rechtzeitiges Ordnen, Beschriften oder Digitalisieren können solche Erinnerungen bewahrt und bewusst weitergegeben werden. Auf diese Weise entsteht nicht nur Klarheit für die Angehörigen, sondern auch die Chance, Geschichten und Erlebnisse gezielt an die nächste Generation weiterzureichen.


Damit entfaltet das Konzept eine doppelte Wirkung:


  • Für die eigene Lebensqualität: weniger Ballast, mehr Übersicht und Klarheit.

  • Für Angehörige: spürbare Entlastung, weniger Konflikte und klare Orientierung im Umgang mit dem Nachlass.


Glückliche Frau öffnet die Tür in ihre Wohnung.

Bildquelle: WIX


Welche Chancen bietet Swedish Death Cleaning?


  • Mentale Klarheit: Wer ausmistet, schafft Platz, im Zuhause und im Kopf.

  • Mehr Gegenwart: Besitz, den man nicht nutzt, blockiert Energie. Durch Loslassen bleibt Raum für das, was wirklich zählt.

  • Werte weitergeben: Manche Dinge haben Erinnerungswert. Indem man sie zu Lebzeiten weitergibt, kann man ihre Geschichte teilen und bewusst weitertragen.

  • Entlastung für Angehörige: Niemand möchte seine Kinder, Partner:innen oder Freund:innen mit übervollen Kellern oder unübersichtlichen Papieren zurücklassen.


Umgekehrt bedeutet es für Hinterbliebene eine enorme Last, wenn man sich nicht mit seinen Dingen auseinandersetzt: Stunden- oder tagelanges Sortieren, emotionaler Stress und die Angst, etwas Falsches wegzuwerfen. Was für einen selber „nur“ eine Kiste voller „Nippes“ ist, kann für andere eine schier unlösbare Aufgabe werden.


Erste Schritte zur Umsetzung


Der Gedanke klingt groß, aber man muss nicht alles auf einmal machen. Diese Schritte helfen beim Einstieg:


  1. Klein anfangen: Starte mit einem überschaubaren Bereich wie einer Schublade oder einem Regal.

  2. Nach Nutzen fragen: Brauche ich das noch? Macht es mir Freude? Wird jemand anderes es brauchen können?

  3. Klare Kategorien: Behalten, verschenken/spenden, verkaufen oder entsorgen.

  4. Erinnerungen sichern: Fotos digitalisieren, Geschichten zu besonderen Gegenständen notieren.

  5. Dokumente ordnen: Testamente, Patientenverfügungen, Versicherungen, Passwörter – übersichtlich und leicht zugänglich.

  6. Gespräch suchen: Mit Familie oder Freund:innen darüber sprechen, was man sich für die Zukunft der Dinge wünscht.


Swedish Death Cleaning ist kein düsteres Ritual, sondern eine liebevolle Geste an sich selbst und die Menschen, die einem wichtig sind. Es schafft Klarheit, Leichtigkeit und schenkt die Chance, das eigene Zuhause aktiv zu gestalten, anstatt diese Aufgabe anderen zu überlassen.


Denn die schönste Hinterlassenschaft ist nicht ein voller Dachboden, sondern ein geordnetes, bewusst gelebtes Leben.

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